Letzte Beiträge

Archiv


« | Main | »

The upside of down

By Flo | Januar 17, 2009

So, nun küßt mich endlich mal die Muße und ich nutze die Gelegenheit, um den versprochenen Artikel über das Buch „The upside of down“ von Thomas Homer-Dixon zu schreiben.
Der Untertitel des Buches ist „Catastrophy, Creativity, and the Renewal of Civilization“, und fasst damit den Focus des Buches schön zusammen. Es ist im wesentlichen eine Analyse, warum komplexe, entwickelte Zivilisationen plötzlich zusammenbrechen, und was wir daraus für unsere globalisierte Welt lernen können.

Das wichtigste historische Beispiel des Autors ist der Untergang Roms. Der Ansatz, den er hierbei verfolgt, ist überaus interessant. Er interessiert sich nämlich nicht für den Sittenverfall, und die Dekadenz, von viele Moralaposteln als Ursache für den Niedergang angesehen werden, sondern er betrachtet nüchtern die Energiebilanz des riesigen Reiches. So überschlägt er den Aufwand, der zum Bau des Kolloseums betrieben wurde. Damals wurde ja mit Muskelkraft gebaut (der von Ochsen und Sklaven).

Natürlich mussten Arbeiter und Tiere ernährt werden, also wurde eine entsprechende Anbaufläche zur Nahrungs- und damit Energieproduktion benötigt. Ebenfalls versorgt werden mussten die Soldaten, die die Grenzen bewachten, und die Beamten, die das Land verwalteten. Um all seine Projekte durchführen zu können, ist Rom ständig expandiert, und hat immer ausgefeilere Techniken zur Ertragssteigerung auf den Feldern eingesetzt.

Die Komplexität des Systems wurde also ständig erhöht – sei es, indem zusätzliche Provinzen eingebunden wurden, oder indem die Felder wartungsaufwendig bewässert wurden. Jedes Ressourcenproblem konnte also durch zusätzliche Komplexität aus der Welt geschafft werden, und Rom wuchs und gedieh. Der Nachteil dieses Vorgehens war aber folgender: die weniger aufwendigen Verbesserungsmassnahmen wurden natürlich als erstes durchgeführt. D.h. es mussten schliesslich immer aufwendigere Massnahmen ergriffen werden, wollte man den Ertrag weiter steigern. Zudem ist ein System, das vor allem auf Effizienz optimiert ist, sehr störungsanfällig, da alles perfekt ineinandergreifen muss um zu funktionieren.

Konkret wurde der Unterhalt der weit entferneten Grenzen ziemlich teuer, die Äcker wurden ausgelaugt und lieferten weniger Ertrag, die Wälder waren abgeholzt (auch die Römer hatten Umweltzerstörung). Das setzte eine negative Rückkopplung in Gang – zum Beispiel fehlten plötzlich die Ressourcen zum Unterhalt der Bewässerungssysteme, was wiederum zu schlechteren Erträgen und damit weniger Ressourcen führte. Dadurch konnten auch die Grenzen nicht mehr gehalten werden, was die Ressourcen weiter reduzierte. Das Imperium zerfiel.

Homer-Dixon erläutert in seinem Buch noch weitere Beispiele, in denen plötzlich komplexe Systeme instabil werden und kollabieren (nicht nur Gesellschaften, sonern auch Ökosysteme und ähnliches).

Die These des Authors ist nun, dass unsere moderne, globalisierte Gesellschaft in naher Zukunft ebenfalls einen Grad an Komplexität erreicht haben wird, der eine weitere Steigerung kaum noch zulässt und dass wir durch unsere enorme Effizienz sehr anfällig gegenüber Störungen geworden sind. Er sieht in seinem Buch folgende Krisen in naher Zukunft auf uns zurollen:

Alles irgendwie hässlich. Aber es gibt auch Hoffnung. Ein Zusammenbruch, wenn er denn nicht total ist, bietet auch die Chance, von Grund auf etwas neues, besseres aufzubauen (daher auch der Titel „The Upside of Down“). Das wichtigste ist, aufzuhören, die Augen vor unseren Problemen zu verschliessen, damit wir diese Chance nicht verpassen.

Topics: Gesellschaft, Technik, Wirtschaft

Comments are closed.